„Nicht bestanden“ – Was nun?
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Es ist der Tag der Notenverkündung. Voller Erwartung öffnest du die Homepage deiner Universität, um deine Klausurnote einzusehen. Die Seite lädt. Dann erscheint deine Note auf dem Bildschirm: „Nicht bestanden“.
Sicher haben schon einige von euch diese Erfahrung gemacht. Du erhältst die Note deiner Klausur und stellst wider Erwarten fest, dass du durchgefallen bist. Vor allem als Student im ersten Semester fällt man fast aus allen Wolken, denn aus der Schulzeit kennt man dieses „Durchfallen“ nicht unbedingt. Du fragst dich, wozu du tage- und nächtelang deine Zeit in die Klausurvorbereitung investiert hast, wenn am Ende alles scheinbar umsonst gewesen ist. Möglicherweise fängst du an, an dir selbst und deinen Fähigkeiten zu zweifeln und fragst dich, ob du dich bei deiner Studienauswahl nicht doch geirrt hast. Aber dazu kann ich dir nur Folgendes sagen: Wenn dir Jura Spaß macht, dann lass dir das nicht von einer nicht bestandenen Klausur oder Hausarbeit verderben, und rede dir nicht ein, du seist diesem Studiengang nicht gewachsen. Du solltest nicht sofort daran denken, das Handtuch zu schmeißen, sondern dir selbst vornehmen, es das nächste Mal besser zu machen. Es fragt sich nur: Wie?
Zunächst einmal solltest du dir genau anschauen, was du in der Klausur falsch gemacht hast. An manchen Universitäten bekommt man die Klausuren wieder, an anderen erhält man wiederum die Möglichkeit, seine Klausur einzusehen. Jedenfalls solltest du dir dein Gutachten und die Randbemerkungen deines Korrektors sorgfältig durchlesen. Oft liegen die Fehler in unstrukturiertem Aufbau, falscher Schwerpunktsetzung, mangelndem Gutachtenstil oder nicht vorhandenem Wissen.
Den ersten zwei Fehlern kannst du bei Anfertigung deines Gutachtens folgendermaßen entgegenwirken: Du beginnst deine Klausur damit, den Sachverhalt zu lesen, und das erstmal ohne einen Textmarker. Im Anschluss liest du den Sachverhalt ein zweites Mal und markierst nun wichtige Informationen. So stellst du sicher, dass du nicht beim ersten Lesen so gut wie den ganzen Sachverhalt markierst und die Übersicht verlierst. Dann erstellst du eine ausführliche Lösungsskizze, um deine Ideen zu ordnen und somit dein Gutachten im Voraus zu strukturieren. Viele Studenten investieren viel zu wenig Zeit in die Erstellung ihrer Lösungsskizze. Dabei erspart sie dir unheimlich viel Zeit, da du sonst während des Schreibens des Gutachtens immer wieder nachdenken müsstest, was auch deinen Schreibfluss unterbrechen würde. Und Zeit zu verschwenden hat man in der Klausur – insbesondere im Strafrecht – nicht. In deiner Lösungsskizze kannst du außerdem kennzeichnen, wo genau der Schwerpunkt der Klausur liegt, sodass du weißt, wo du Probleme ausführlich ansprechen und dafür Zeit einplanen musst. Ohne eine Lösungsskizze neigt man dazu, Unproblematisches viel zu weit auszuführen.
Nun zum Gutachtenstil: Falls genau hier dein Problem liegt, solltest du das anhand von Fällen immer und immer wieder üben. Denn der Gutachtenstil verfolgt einen bis zum Staatsexamen!
Ein anderer Grund könnte schließlich mangelndes Wissen im abgefragten Teilrechtsgebiet sein. An dieser Stelle solltest du zunächst dein Lernverhalten reflektieren. Hast du genug für die Klausur gelernt? Oder hast du dir dieses Semester vielleicht zu viel vorgenommen, sodass mehrere Fächer zu kurz gekommen sind? Oder hast du auf Lücke gelernt und somit billigend in Kauf genommen, dass vielleicht genau die Themen abgefragt werden, die du bewusst außen vor gelassen hast? Dieses Problem kannst du an der Wurzel packen, indem du deine Lernzeiten planst. Wenn du bereits zu Beginn des Semesters weißt, dass du mehrere Klausuren auf einmal schreiben wirst, solltest du so früh wie möglich mit der Vorbereitung beginnen, sodass du den Stoff einige Wochen vor den Klausuren nur noch wiederholen musst. Dadurch vermeidest du, dass du direkt vor den Klausuren mit einem Haufen Arbeit am Schreibtisch sitzt und dich fragst, wie du das bloß schaffen sollst. Wichtig ist jedoch, dass du beim Erstellen deines Lernplans realistisch bleibst und dir nicht zu viel vornimmst. Denn so kann ein Lernplan auch demotivieren. Überlege dir auch gut, wo du am besten lernen kannst. Einige lernen lieber Zuhause, andere wiederum in der Bibliothek oder in einem Café. Außerdem solltest du deine Lernzeiten in die Tagesabschnitte legen, in denen deine Konzentrationsfähigkeit hoch ist. Wenn du weißt, dass du mittags dein absolutes Tief hast, dann plane dort keine Lerneinheit, sondern eine etwas größere Pause ein. Lernst du lieber nachts, dann lege deine Lerneinheiten auf den Abend. In jedem Fall solltest du genug Pausen – sowohl große als auch kleinere – einplanen. Nimm dir auch Zeit für Familie, Freunde, Hobbies usw. Einen Ausgleich zu deinem Lernalltag zu schaffen, ist wichtiger als man denkt. Außerdem solltest du auch darauf achten, ausreichend Schlaf zu bekommen. Ansonsten sitzt du zwar am Schreibtisch oder in der Bibliothek, bist aber unkonzentriert und damit unproduktiv.
Ebenfalls ganz wichtig ist es, dich nicht ablenken zu lassen. Handy, Laptop, Tablets usw. sind enorme Zeitfresser und sollten Pause haben. Um wichtige Nachrichten zu beantworten, kannst du dir kleine Handypausen einplanen. Es gibt auch zahlreiche Apps, mit denen du deine Lernzeit aufzeichnen und so kontinuierlich analysieren und verbessern kannst. Zum Thema Zeitmanagement gibt es auch gute Bücher oder Internetseiten, die einen Blick lohnen. Wichtig ist vor allem, dass du früh genug mit der Vorbereitung anfängst. Damit ersparst du dir eine Menge Stress und kannst dich dem Lernstoff in der nötigen Tiefe widmen. So kannst du in der Klausur mit vertieftem Wissen glänzen, wenn die Basics sitzen, und bist nicht gezwungen, nur vage und oberflächlich zu argumentieren.
Bei der Einsicht in deine Klausur solltest du genau filtern, wo die Schwachstellen lagen, um gezielt daran zu arbeiten und dein Wissen zu steigern. Um dich optimal vorzubereiten, ist es nicht nur empfehlenswert, sondern unbedingt nötig, immer wieder Fälle so zu lösen, wie es auch in der Klausur und später im Examen verlangt wird. Denn theoretisches Wissen allein bringt einem nicht viel, wenn man nicht weiß, wie und wo es im Gutachten geprüft wird.
Auch Lerngruppen können sehr hilfreich sein, um Unklarheiten zu beseitigen. Zögere auch nicht, deine AG-Leiter oder Professoren bei Fragen aufzusuchen. Das mag dich vielleicht Überwindung kosten, aber im Endeffekt gewinnst du dadurch etwas.
Zu guter Letzt möchte ich dir noch auf psychologischer Ebene etwas mit auf den Weg geben: Lass dich nicht von der einen oder anderen Niederlage unterkriegen! Niederlagen gehören zum Studium dazu. Sieh es positiv: Aus jedem Fehler kannst du lernen, es das nächste Mal besser zu machen. Unterschätze dich nicht selbst. Wenn du lernst, mit deinen Fehlern richtig umzugehen, bist du deinem Ziel schon einen guten Schritt näher. Und vergleiche dich nicht mit anderen. Daraus kannst du für dich selbst und deinen Fortschritt keinen Nutzen ziehen. Blende alles Negative aus und denke möglichst optimistisch. Der Glaube an dich ist unheimlich wichtig und setzt Kräfte frei, dein Ziel zu erreichen.
In diesem Sinne wünsche ich dir in deinem weiteren Studienverlauf viel Erfolg!
Nadia Akarkach