Die Zivilstation im Referendariat (NRW)
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Der Beginn des Referendariats fühlt sich ein bisschen wie der erste Schultag an. Man weiß nicht, wie die Gruppe sein wird, wer die AG leitet, welche Ausbilderin oder welchen Ausbilder man zugeteilt bekommt und so weiter…Es ist also alles sehr spannend und aufregend!
1.) Einführungslehrgang
Aber der Reihe nach: Die Zivilstation beginnt mit einem Einführungslehrgang (auch Zivilrecht-I-AG), der in der Regel vier Wochen dauert. Der Einführungslehrgang dient dazu, den Ablauf eines zivilgerichtlichen Verfahrens kennenzulernen und die Referendarinnen und Referendare mit der Denk- und Arbeitsmethode der an einem zivilgerichtlichen Rechtsstreit beteiligten Parteien (insbesondere Arbeit am Sachverhalt und rechtliche Verarbeitung im Gutachten sowie Relationstechnik) und typischen prozessualen Grundsituationen vertraut zu machen. In meiner AG wurden am ersten Tag lediglich die Ernennungsurkunden verteilt und einige organisatorische Dinge erledigt, bevor wir wieder entlassen wurden. Danach hatten wir pro Woche 3-4 Tage Lehrgang, in welchem es auch Hausaufgaben gab. Wie von allein lernt man in der intensiven Zeit auch die anderen Referendarinnen und Referendare kennen, mit denen man in den folgenden zwei Jahren viel Zeit verbringen wird.
2.) Einzelausbildung an einem Gericht in Zivilsachen
Während des Einführungslehrgangs erhält man auch seine Zuweisung zu einer Ausbilderin oder einem Ausbilder am Zivilgericht. Grundsätzlich kann man zum Amts- oder Landgericht zugeteilt werden, manche Standorte fragen vorher Präferenzen ab. Jede Variante hat Vor- und Nachteile: Am Amtsgericht finden meistens mehrere Sitzungstage der Richterin oder des Richters pro Woche statt, dafür sind die Akten aber nicht ganz so umfangreich. Am Landgericht gibt es oft nur einen Sitzungstag, man sitzt dort aber oft länger an einzelnen Akten.
Nach der Vorstellung bei der Einzelausbilderin oder dem Einzelausbilder bespricht dieser üblicherweise den allgemeinen Ablauf und macht seine Vorstellungen von der Zusammenarbeit deutlich. Arbeitsaufwand und Erwartungshaltung sind dabei oft sehr unterschiedlich. Meist wird man jedoch die Akten zum Sitzungstag vorher einsehen und bearbeiten, an den Sitzungen teilnehmen und im Anschluss einen Entscheidungsvorschlag schreiben, welcher bewertet wird.
3.) Zivilrecht-II-AG
Parallel zur Arbeit bei der Einzelausbilderin oder dem Einzelausbilder findet an einem Tag pro Woche die Zivilrecht-II-AG statt. Dort wird weiter an den Kenntnissen und Fähigkeiten aus dem Einführungslehrgang gefeilt. Dazu werden Klausuren und Aktenvorträge besprochen und gelöst. Üblicherweise bekommen die Referendarinnen und Referendare auch die Gelegenheit, einen Aktenvortrag unter Examensbedingungen zu üben und sich so schon frühzeitig auf die mündliche Prüfung vorzubereiten. (Alte Aktenvorträge inklusive Lösung finden sich für NRW z.B. auf der Internetseite des Landesjustizprüfungsamtes, Protokolle der Prüfung gibt es z.B. auch hier.) In der Zivilrecht-II-AG werden zudem drei Pflichtklausuren geschrieben und bewertet.
Am Ende der Ausbildung in der Zivilstation hat man dann schon drei Zeugnisse in seiner Referendars-Akte: eins aus dem Einführungslehrgang, eins aus der Zivilrecht-II-AG (setzt sich aus Klausurennoten und Bewertung der mündlichen Beiträge in der AG zusammen) und eins von der Einzelausbilderin oder dem Einzelausbilder (aus den bewerteten Pflichtarbeiten).
4.) Fazit:
Gerade während des Einführungslehrgangs hat man noch relativ viel Zeit, weil die Atmosphäre noch recht entspannt ist und kleinschrittig vorgegangen wird. Es lohnt sich dennoch, bereits in dieser Zeit intensiv mit- und nachzuarbeiten, um eine gute Grundlage für die nachfolgenden Stationen zu schaffen.
Verliert dabei aber nicht Eure Freizeit aus dem Blick!
Wie schon die Vorbereitung für das Erste Staatsexamen ist auch das Referendariat ein Marathon und kein Sprint und es wartet in den nächsten zwei Jahren noch genug Stress auf Euch.
Ich wünsche Euch viel Spaß in dieser aufregenden Zeit und melde mich bald wieder mit einem Bericht aus der Strafstation.
P.S.: Detaillierte Informationen zum Ablauf des Referendariats sowie Ausbildungspläne zu den einzelnen Stationen findet ihr hier:
Rechtsreferendarin Rebecca Albrecht
Dazu passend: Unser Skript Die zivilgerichtliche Assessorklausur zum 2. Examen.