Die Verwaltungsstation im Referendariat (NRW)
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Nach dem Ende der Strafstation startet die Verwaltungsstation. Einige halten dies für die langweiligste Station, für mich waren die drei Monate allerdings sehr interessant und lehrreich.
1.) Öffentliches-Recht-I-AG
In der Verwaltungsstation gibt es keinen Einführungslehrgang, stattdessen starten die Referendare die Station direkt bei ihren Einzelausbildern. Parallel zur Ausbildung dort findet wieder eine AG statt, die von einer Beamtin oder einem Beamten des höheren Dienstes geleitet wird.
Die AG soll die Referendare auf die praktische Ausbildung vorbereiten und diese ergänzen. Die Referendare bekommen dort einen Einblick in die Arbeitsweise innerhalb einer Verwaltungsbehörde, die unterschiedlichen Handlungsformen der Verwaltung sowie die Voraussetzungen behördlicher Entscheidungstechnik. Ausbildungsschwerpunkte sind die Grundzüge der Verwaltungsorganisation, das Ausgangs- und das Widerspruchsverfahren vor den Verwaltungsbehörden sowie die Grundzüge der kommunalen Rechtssetzung. Wie schon in den vorherigen AGs werden diese Themen meist anhand von Übungsklausuren und Aktenvorträgen besprochen. Zudem werden zwei Klausuren unter Examensbedingungen geschrieben.
2.) Einzelausbildung
Anders als in der Zivil- und Strafstation kann man sich in der Verwaltungsstation die Ausbildungsstelle erstmals selbst aussuchen. Die Möglichkeiten sind dabei sehr vielfältig, da grundsätzlich alle Stellen der öffentlichen Verwaltung in Frage kommen. Dazu zählen Bundes- und Landesbehörden, Städte und Gemeinden, Anstalten und Körperschaften des öffentlichen Rechts, ggf. auch Stiftungen. Einige besonders beliebte Stellen sind oft schon Monate vor dem Ausbildungsbeginn in der Verwaltungsstation „ausgebucht“. Wenn ihr also einen besonderen Wunsch habt, solltet ihr euch frühzeitig darum kümmern (vor oder direkt zu Beginn des Referendariats).
An manchen Gerichten ist es möglich, die Station im Ausland abzuleisten (z.B. bei einer Auslandshandelskammer). Hierzu solltet ihr euch immer direkt bei eurer Stammdienststelle erkundigen. Diese haben oft auch Listen mit Vorschlägen für Ausbildungsstellen und helfen euch bei Fragen zur Wahl und Organisation der Stelle weiter.
Der Ablauf der Verwaltungsstation ist von Stelle zu Stelle sehr unterschiedlich: Manche meiner Kollegen sollten (außer an AG-Tagen) täglich 8 Stunden vor Ort sein, andere mussten nur ein Mal pro Woche vorbeikommen, eine Akte zur Bearbeitung abholen und erst in der nächsten Woche wieder abgeben. Hier solltet ihr euch vor Augen führen, was ihr von der Station erwartet und mitnehmen möchtet, und dies dann direkt bei der Bewerbung deutlich machen.
Ich selbst war in der Direktion Zentrale Aufgaben bei einer Kreispolizeibehörde und hatte viele spannende Aufgaben, insbesondere im Sachgebiet Waffenangelegenheiten. Ich wurde toll ins Team eingebunden und durfte nach einer Einarbeitungszeit weitestgehend eigenständig Bescheide formulieren, die dann meist auch so verwendet wurden. Auch zu Außenterminen wurde ich nach Möglichkeit mitgenommen, so z.B. zur Kontrolle eines Waffenhändlers.
3.) Fazit
Die Ausbildung in der Verwaltungsstation war bisher meine Lieblingsstation, was sicherlich zu einem großen Teil an dem netten Team und der super Atmosphäre an meiner Ausbildungsstelle lag. Es lohnt sich also, intensiv nach einer geeigneten Station zu suchen und dabei nicht aus den Augen zu verlieren, wo die eigenen Fähigkeiten und Vorlieben liegen. Auch für die Zivil- und Strafrechtler unter euch gibt es passende Verwaltungsstationen – ihr müsst sie nur finden. 😉
Ich wünsche euch daher eine erfolgreiche Suche, weiterhin viel Spaß in eurem Referendariat und hoffe, dass ich euch ein paar gute Anregungen für die Verwaltungsstation geben konnte!
Rechtsreferendarin Rebecca Albrecht
P.S.: Detaillierte Informationen zum Ablauf des Referendariats sowie Ausbildungspläne zu den einzelnen Stationen findet ihr hier:
Dazu passend: Unser Skript Die behördliche Assessorklausur zum 2. Examen.